Artikel in japanischer Zeitung Akahata Shimbun
Die japanische Tageszeitung The Akahata Shimbun, die Tageszeitung der Kommunistischen Partei Japans hat in einem Artikel über den 70. Jahrestag des Kriegendes über meine wissenschaftliche Arbeit berichtet. Der Autor, Masaaki KATAOKA berichtete über das Thema Sex-Zwangsarbeit und darin auch über das Buch Das KZ-Bordell. Hier ist die Fassung in Deutsch:
"Deutschland hat die Vergangenheitsbewältigung zum Holocaust und der Zwangsarbeit vorangetrieben, doch die Problematik der Prostitution in Zwangslagern ist noch nicht aufgearbeitet worden. Wir haben den Forscher Herrn Robert Sommer befragt, der zu dieser Thematik forscht und der deutschen Verantwortung in dieser Sache nachgeht. Die Zwangsprostitution in deutschen Zwangslager unterscheidet sich etwas von der „Trostfrauen“ – Problematik zwischen Japan und Korea. Unter der Nazi-Herrschaft gab es zwei Arten der Prostitution. Eine davon waren Bordelle für die Schutzstaffel (SS) und Einheiten der Wehrmacht.
Im Westen, beispielsweise in Frankreich, wurden bestehende Bordelle beschlagnahmt oder in Hotels neue Bordelle eingerichtet, in der Regel wurde die bestehende Struktur genutzt. Im Osten, also in den Ländern, in denen Ethnien slawischer Abstammung wohnten, war es üblich, deutsche Frauen herzubringen und für Soldaten der SS und der Wehrmacht zu prostituieren. Auch polnische Frauen wurden teilweise prosituiert, doch diese wurden für nicht-deutsche, beispielsweise ukrainische SS-Männer eingesetzt. Die Nazis hatten eine strenge Rassenideologie und verweigerten sich Beziehungen zwischen Deutschen und slawischen Frauen.
Im Zwangslager
Das Problem heute sind die Bordelle, die in Zwangslagern für deren Insassen errichtet wurden. Diese wurden durch einen Befehl Himmlers, dem Reichsführer SS, im Jahr 1943 gebaut. In den Zwangslagern befanden sich etwa militärische Fabriken und die Gefangenen mussten in diesen arbeiten. Die Bordelle waren eine Maßnahme, um den Arbeitseifer der Zwangsarbeiter zu steigern. Die Bordelle wurden in 10 Zwangslagern gebaut, darunter Auschwitz, Buchenwald, Dachau, Mauthausen, die Frauen wurden auch aus dem Zwangslager Ravensbrück geholt, in dem ausschließlich Frauen gefangen waren. Über 200 Frauen mussten sich prostituieren. Die Frauen wurden vor die Wahl gestellt, entweder an Hunger und Krankheit zu sterben, oder im Bordell zu arbeiten, in dem ihnen Essen und ein Bett versprochen wurde – viele Frauen entschieden sich für letzteres, um zu überleben.
Im Bordell mussten sie von vormittags 8 bis abends 10 Uhr, am Wochenende durchgehend arbeiten. Für einen Mann waren 15 Minuten vorgesehen, die Zahlen belaufen sich bis zu 15-16 Männern an einem Tag. Die männlichen Zwangsarbeiter bezahlten damals 2 Reichsmark, ein Teil davon kam den Frauen zu. Doch das bedeutet nicht, dass die Frauen sich freiwillig prosituiert haben. Sie wurden dazu gezwungen und die Frauen haben es gemacht, um zu überleben. Für lange Zeit wurden die Probleme dieser Menschen nicht beachtet. Weil sie Geld erhalten haben, kommen sie nicht für Reparationszahlungen der Verbrechen der Nazis in Frage – ein solcher Fehlschluss war gang und gäbe.
Ein langes Tabu
In Deutschland war das Thema ein Tabu, und auch in Polen oder der Sowjetunion war es schwierig, eine Entschädigung zu verlangen. Polen ist eine katholische Gesellschaft und es braucht außerordentlichen Mut, die eigene Vergangenheit als Prosituierte zuzugeben. In der Sowjetunion galt gar der Vorwurf, man habe sich mit den Nazis eingelassen und müsse „gereinigt“ werden."